Selbstverfasster Lebenslauf

1872 lernte ich Lithograph und ging die Woche zweimal abends in den Unterricht zum alten guten Professor Hosemann in die Kunstschule, die damals in der Akademie war, ebenso zweimal die Woche zum Prof. Domschke, Anatomie, der sehr grob war und die vollste Klasse hatte: ,,Wenn se noch nich mehr kenn dann setzen sie sich mit ihr Brett uff die Treppe un' nehmen nich hier die hoffnungsvollen Jünglinge, die bald nach Italien wollen, den Platz weg!" aber die Klasse war übervoll, die jungen freuten sich über den alten Herrn, der so wie der olle Schadow sprechen wollte nach ihm hat's P. Meyerheim verstanden das „Berlinern" weiter auszubilden. Der alte Hosemann ließ mich in seiner Wohnung Louisenstr., am Neuen Tor, ganz gern seine Skizzen u. Zeichnungen ansehen und auch abmalen sagte aber: ,,Gehen . . . weiter lesen

Berlins Bester

Da drüben an der Wand hängt er, das Bild hat er mir selbst geschenkt, und auf die Rückseite hat er etwas draufgeschrieben. Der Kopf mit der grauen Maurerfresse sieht an Herrn Courteline vorbei. (»Wir kenn uns zwah nich vaständijen«, sagt das Bild, »aber wir leben in Freundschaft. Valleicht jrade deswejen.«) Die Franzosen fragen: »Wer ist das?« – »Heinrich Zille«, sage ich. »C'est un peintre allemand.« Aber das ist nicht wahr. Er ist viel mehr. Jetzt liegt von ihm das stärkste Buch vor, das über Berlin erschienen ist: ›Berliner Geschichten und Bilder‹ (bei Carl Reißner in Dresden 1924). Paris hat unter den lebenden Inkarnationen seines Stadthumors einen Mann, der unserm Zille als Zeichner manchmal . . . weiter lesen