Mord um Mitternacht

Nachts kamen wir durch Fort Laramie und am siebenten Morgen unserer Fahrt befanden wir uns in den Schwarzen Bergen, wo – scheinbar dicht neben uns – der Laramie Peak in gewaltiger Einsamkeit aufstieg; in tiefem dunklem vollem Indigoblau starrte uns der alte Koloß unter den seine Stirn umschattenden Gewitterwolken hervor mächtig entgegen. In Wirklichkeit war er dreißig oder vierzig Meilen weit weg, aber es schien, als stünde er nur ein kleines Stück hinter dem niedrigen Höhenzug zu unserer Rechten. Das Frühstück nahmen wir an der Horseshoe-Station ein, sechshundertsechsundsiebzig Meilen von St. Joseph entfernt. Wir waren jetzt auf feindliches Indianergebiet gekommen und fuhren am Nachmittag an der Laparelle-Station vorbei, in deren Nähe es uns fortwährend recht unbehaglich zu Mute . . . weiter lesen

Besser tot als lebendig

  Mentone ist still, einfach, ruhig und anspruchslos. An diesem abgeschiedenen Plätzchen hat man privatim all die Vorzüge, die in Monte Carlo und Nizza, ein paar Meilen die Küste runter, öffentlich zu haben sind. Das heißt, man hat hellen Sonnenschein, milde Luft und das schillernd blaue Meer ohne die schädlichen Nebenwirkungen von Menschenaufläufen, Getue und Gedöns und eitler Zurschaustellung. Die Reichen und die Schönen kommen nicht dorthin. Im Prinzip, meine ich, kommen die Reichen nicht dorthin. Ab und zu kommt ein einzelner reicher Mann, und bald wurde ich mit einem von ihnen bekannt. Um ihn zu tarnen, werde ich ihn Smith nennen. Eines Tages im Hotel des Anglais rief er beim zweiten Frühstück aus: „Schnell! Gucken Sie mal . . . weiter lesen

Desperado Slade

Bereits seit dem Tage vor unserem Eintreffen in Julesburg hatten sich gewiß und wahrhaftig zwei Drittel dessen, was Kutscher und Kondukteur sprachen, mit Slade beschäftigt. Um nun dem Leser ein deutliches Bild von einem ›Desperado‹ des Felsengebirges auf der höchsten Stufe seiner Entwickelung zu verschaffen, will ich die ganze Masse von Geschichten, die bei der Überlandpost über denselben im Umlauf sind, im Nachstehenden zu einer zusammenhängenden Erzählung zusammenfassen: Slade stammte aus Illinois, von achtbaren Eltern. Mit ungefähr sechsundzwanzig Jahren erschlug er jemand im Streite und floh aus dem Land. In St. Joseph im Staat Missouri schloß er sich einem der ersten Auswandererzüge nach Kalifornien an und wurde mit dessen Führung betraut. Eines Tages bekam er auf der Prairie . . . weiter lesen

Dick Bakers Kater

Bald darauf traf ich einen früheren Bekannten, der Bergmann in einem der verlassenen Grubendistrikte Kaliforniens war. Ich ging mit ihm zurück und blieb mehrere Monate dort unter den Goldgräbern, welche in der ausgedehnten Hügel und Waldlandschaft vier bis fünf zerstreute Hütten bewohnen. In der flotten Zeit, ehe die Gruben erschöpft waren, hatte in dieser Einöde eine blühende Stadt mit einer Bevölkerung von zwei- bis dreitausend Menschen gestanden; jetzt war alles spurlos verschwunden – Straßen, Wohnhäuser, Läden – und nur eine Handvoll Bergleute an Ort und Stelle zurückgeblieben, die sich längst in ihre Verbannung gefunden und die Welt vergessen hatten, wie sie von aller Welt vergessen waren. Einer meiner dortigen Kameraden, der seit achtzehn Jahren sein geplagtes Leben . . . weiter lesen

Pony-Express

Gleich nach­her rich­te­te sich all un­ser Sin­nen und Trach­ten dar­auf, mit lang­ge­streck­tem Hal­se nach dem ›Po­ny­rei­ter‹  aus­zu­schau­en, dem Eil­bo­ten, der mit der Brief­post in acht Ta­gen neun­zehn­hun­dert Mei­len weit über den Kon­ti­nent von St. Jo­seph bis nach Sa­kra­men­to da­hin­jag­te! Man stel­le sich die­se Leis­tung vor für Pferd und Rei­ter von Fleisch und Blut! Der Po­ny­rei­ter war meist ein leib­ar­mes Männ­chen, da­bei aber voll höchs­ter Kühn­heit und Aus­dau­er. Ei­ner­lei, zu wel­cher Ta­ges- oder Nacht­zeit sein Dienst an ihn her­an­trat, und ei­ner­lei, ob es Win­ter war oder Som­mer, ob es reg­ne­te, schnei­te oder ha­gel­te, ob sein ›Strich‹ ihn auf ebe­ner ge­ra­der Stra­ße . . . weiter lesen