Wallenstein

Aus: Jakob Wassermann – Deutsche Charaktere Albrecht Wenzel Eusebius Baron von Waldstein oder Wallenstein entstammte einem alten böhmischen Geschlecht, dessen Name schon im zwölften Jahrhundert zu finden ist. Er war am 15. September 1583 geboren und kam zwei Monate zu früh auf die Welt. Seine Eltern waren Protestanten, und beide verlor er bald, den Vater, als er zehn, die Mutter, als er zwölf Jahre alt war. Sein Oheim, Albrecht Slavata, ließ ihn in der Schule der böhmischen Brüdergemeinde unterrichten, aber ein zweiter Oheim, Johann von Ricam, nahm ihn von dort weg und brachte ihn in das adelige Jesuitenkonvikt nach Olmütz, wo ihn Pater Pachta der katholischen Kirche zuführte. Die im Volk verbreiteten Sagen über den hochfahrenden und trotzigen Sinn Wallensteins beschäftigten . . . weiter lesen

Böttiger

Aus: Jakob Wassermann - Deutsche Charaktere Unter die große Zahl merkwürdiger Männer, die das achtzehnte Jahrhundert in Deutschland hervorbrachte, gehört auch Johann Friedrich von Böttiger, der zufällige Erfinder des Porzellans. Böttiger war ein geborener Sachse; er ward geboren zu Schleiz im Vogtlande, wo sein Vater bei der Münze angestellt war. Da seine Mutter sich zum zweitenmal mit dem magdeburgischen Stadtmajor und Ingenieur Tiemann verheiratete, erhielt er frühzeitig Unterricht in der Mathematik und in der Fortifikationskunst, zeigte aber eine auffallende Neigung zur Chemie. Schon mit zwölf Jahren kam er als Lehrling in die Zornsche Apotheke nach Berlin, wo er sich sofort aufs Goldlaborieren legte. Er wurde dabei durch den berühmten Johann Kunkel aufgemuntert, der im Zornschen . . . weiter lesen

Friedrich Wilhelm I. von Preußen

Aus: Jakob Wassermann - Deutsche Charaktere Friedrich Wilhelm wurde am 14. August 1688 als einziger Sohn Friedrichs des Ersten und der geistreichen, philosophisch begabten Charlotte von Hannover geboren, nur wenige Monate nach dem Tode seines Großvaters, des Großen Kurfürsten. Schon als Kind hatte er einen robusten Körperbau, ein äußerst widerspenstiges Naturell und zeigte zum Lernen keine Lust. Der muntere, fast unbändige Knabe war der Abgott seiner Mutter und seiner Großmutter. Die Kurfürstin Sophie ließ den geliebten Enkelsohn bereits in seinem fünften Jahre zu sich nach Hannover kommen, aber es war nicht möglich, ihn dort lange zu behalten, denn er vertrug sich ganz und gar nicht mit seinem Spielkameraden, dem Prinzen Georg, der später König von England wurde. Die Abneigung . . . weiter lesen

Karl August von Weimar

Aus: Jakob Wassermann - Deutsche Charaktere Die siebzehnjährige Vormundschaft der Herzogin-Mutter Amalia bedeutet ein unvergängliches Ruhmesblatt in der deutschen Geschichte, denn unter ihr wurde Weimar der Sammelpunkt jener Genien, denen die Unsterblichkeit sicher ist und durch die der Hof von Weimar einen stillen, aber hohen Glanz erhielt, wie er von keinem andern deutschen Hof jemals ausgegangen ist. Amalie von Braunschweig war, als sie die Regierung antrat, erst achtzehn Jahre alt; fünf Jahre des siebenjährigen Krieges fielen noch unter ihre Herrschaft. Die Männer, die sie im Hof- und Zivildienst vorfand, waren alle noch aus der alten Schule; desto neuer war ihre Persönlichkeit, und mit dieser setzte sie es durch, daß man sie ihre eigenen Wege gehen ließ. Die Erziehung, die sie . . . weiter lesen

Joachim Nettelbeck

Aus: Jakob Wassermann - Deutsche Charaktere Als Sohn eines Brauers und Branntweinbrenners wurde Joachim Nettelbeck am 20. September 1738 zu Kolberg geboren. Seine Mutter war aus dem Geschlecht des Schiffers Blanken; seines Vaters Bruder war ebenfalls Schiffer. Seine größte Kinderfreude bestand darin, auf Schiffen herumzuspringen, und sobald er lallen konnte, war sein Sinn auf die Schifferei gestellt. Sein Hang war so groß, daß er aus jedem Span, aus jedem Stück Baumrinde, das ihm in die Hände fiel, kleine Schiffe schnitzelte, sie mit Segeln von Federn oder Papier ausrüstete und damit auf Rinnsteinen und Teichen oder auf der Persante hantierte. Kein größeres Vergnügen gab es für ihn, als wenn seines Onkels Schiff im Hafen lag; da hatte er zu Hause keine Ruhe und bat immerfort, man . . . weiter lesen