Der Raubmörder Hennig

Viel erzählt man sich von der großen Verschlagenheit der Raüberhauptleute früherer Jahrhunderte. Die Verbrecher vergangener Zeiten sind ins Grab gesunken sie habe vielfach auf dem Schafott ihr Leben beschlossen. Es entstehen neue Verbrechertypen, Kinder der Neuzeit, die an Verschlagenheit, Tücke und Grausamkeit ihre Vorgänger noch weit übertreffen. Zu diesen Verbrechern zählte auch der Raubmörder Hennig, der vor einigen Jahren die gesamte Bevölkerung Deutschlands und wohl auch des Auslandes aufs lebhafteste beschäftigte. Anfang Dezember 1905 wurde der 21 Jahre alte Hausdiener und Kellner August Giernoth in dem Wannseer Forst erschossen aufgefunden. Da bei der Leiche Uhr und Kette vorhanden war und ein Revolver daneben lag, glaubte . . . weiter lesen

Ein Landgerichtsrat auf der Anklagebank

Die alten Ägypter stellten bekanntlich bildlich einen Richter dar als einen Mann mit verbundenen Augen und abgehackten Händen, damit er kein Ansehen der Person kenne und nicht in der Lage sei, Geschenke zu nehmen. Dieses Symbol der richterlichen Unparteilichkeit und Unbestechlichkeit gilt glücklicherweise noch heute bei allen Kulturvölkern als etwas ganz Selbstverständliches. Um so peinlicher mußte es berühren, als im Januar 1906 vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts Beuthen, Oberschlesien, ein alter Landgerichtsrat, der lange Zeit Strafrichter und Vorsitzender einer Strafkammer war, wegen vielfachen Betruges, versuchten Betruges, Unterschlagung, Arrestbruchs und Verbrechens im Amte auf die Anklagebank geführt wurde. Es muß für die . . . weiter lesen

Das Räuberwesen – Der Raubmörder August Sternickel vor den Geschworenen

Die Zeiten der Räuberromantik sind längst vorüber. Die meilenweiten dichten Waldungen sind vielfach dem Spaten anheimgefallen, Eisenbahnen durchbrausen bis in die entlegensten Gegenden das Land. Es ist deshalb den Räuberbanden kaum noch möglich, im Waldesdickicht sich Höhlen zu bauen und dort ihr Lager aufzuschlagen, noch weniger auf verfallenen Burgen sich zu verschanzen. Andererseits dürfte das Räuberhandwerk kaum noch sehr lohnend sein, da die wenigen Fuhrwerke, die die Chausseen befahren, wertvolle Sachen nur selten mit sich führen dürften. Noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts hausten in waldreichen Gegenden große Räuberbanden, die die Landleute und auch städtischen Kaufleute, wenn sie ihre Wareneinkäufe von der Leipziger Messe und Jahrmärkten in ihre Heimat transportierten, . . . weiter lesen

Das Dynamit-Attentat gegen den Polizeioberst Krause

In der Nacht vom 29. zum 30. Juni 1895 traf auf dem Berliner Paketpostamt in der Oranienburger Straße eine 25 Pfund schwere Kiste aus Fürstenwalde ein, die an »Herrn Oberst Krause, Berlin NO, Alexanderplatz 2« adressiert war. Auf der Paketadresse war als Absender »C. Becker, Fürstenwalde« angegeben. Die Kiste war am Sonnabend, den 29. Juni 1895, abends zwischen 7 und 8 Uhr, auf dem Postamt zu Fürstenwalde als unfrankiertes Postpaket aufgegeben worden; sie war in braunes Packpapier eingehüllt. Das nachts 11 Uhr von Fürstenwalde abgegangene Paket war 12 1/2 Uhr nachts auf dem Schlesischen Bahnhof in Berlin angekommen und gegen 2 Uhr nachts auf dem Paketpostamt in der Oranienburger Straße eingegangen. Der Posthilfsbote Borck bemerkte dort, . . . weiter lesen

Ein Raubmord im Eisenbahn-Kupee

Unergründlich sind die inneren Seelenvorgänge eines Menschen. Der Psychologe steht, trotz aller Fortschritte der Wissenschaft, vor so manchem Verbrechen wie vor einem ewigen Rätsel. Wenn sich jemand in ein leeres Kupee zweiter Klasse setzt, und zwar in einen sogenannten Lokalzug, der fast alle zehn Minuten hält, so ist doch wohl die Befürchtung vollständig grundlos, daß ein Mitreisender in dies Kupee steigen könnte in der Absicht, bei passender Gelegenheit einen Raubmord zu begehen. Auf diesen ungeheuerlichen Gedanken kann man um so weniger kommen, wenn der Mitreisende, der kurz vor Abgang des Zuges das Kupee betritt, ein junger, elegant gekleideter, etwa siebzehnjähriger Mensch mit wahrem Engelsgesicht ist. Der Altonaer Zahnarzt Claußen . . . weiter lesen

Der Hochverratsprozeß gegen Liebknecht

In meiner langen Berufstätigkeit habe ich keinem zweiten Prozeß als Berichterstatter beigewohnt, der auch nur entfernt an die politisch-historische Bedeutung herangereicht hat, wie dieser Hochverratsprozeß, der am 11. März 1872, also vor nunmehr 40 Jahren, vor dem Leipziger Bezirks-Schwurgericht begann. Im Jahre 1870 war die sozialdemokratische Partei noch in zwei feindliche Lager gespalten. Zwischen dem Allgemeinen Deutschen Arbeiter-Verein unter dem Präsidium des ehemaligen Frankfurter Rechtsanwalts Dr. jur. Jean Baptiste v. Schweitzer und den sogenannten »Eisenacher Ehrlichen« herrschte grimmige Fehde. Im Norddeutschen Reichstag saßen bei Ausbruch des Krieges Dr. v. Schweitzer, der Zigarrenarbeiter Fritzsche, der Lohgerber Wilhelm Hasenclever aus Halver, Westfalen; der frühere . . . weiter lesen

Die Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk

In unserem fortgeschrittenen Zeitalter sollte man erwarten, daß eine Verminderung der Verbrechen erfolge, ganz besonders, daß Morde nur noch zu den Seltenheiten gehören. Daß in der sogenannten guten, alten Zeit weniger Verbrechen vorgekommen sind, kann allerdings nicht behauptet werden. In der vormärzlichen Zeit wurden Gerichtsverhandlungen unter Ausschluß der Öffentlichkeit geführt. Das Zeitungswesen war so wenig entwickelt, daß die Öffentlichkeit von begangenen Mordtaten nur spärlich etwas erfuhr. Es gewinnt aber fast den Anschein, als ob der kulturelle Fortschritt der Zeit wenig zur Verminderung von Kapitalverbrechen beigetragen hat. Im Gegenteil, der Fortschritt der Kultur hat nur bewirkt, daß ein größeres Raffinement . . . weiter lesen

Die Geheimnisse des Alexianer-Klosters Mariaberg

Bruder Heinrich Von jeher haftete den Klöstern etwas Sagenhaftes an. Der Umstand, daß die Klöster mit einer hohen Mauer umgeben waren, daß kein Unbefugter Eintritt fand und die Klosterbewohner nur selten in die Außenwelt kamen, verlieh den Klöstern etwas Geheimnisvolles. Es war daher begreiflich, daß, als im Sommer 1895 vor der Strafkammer des Aachener Landgerichts in einem Beleidigungsprozeß die Geheimnisse eines Klosters aufgerollt wurden, die ganze Kulturwelt den Prozeß mit atemloser Spannung verfolgte. In einer Vorstadt Aachens erhob sich ein langgestreckter grauer Bau. Ein Kruzifix und das Muttergottesbild waren wohl der einzige Schmuck dieses dürftigen Gebäudes, das augenscheinlich schon viele Jahrhunderte überdauert hatte. . . . weiter lesen

Der Königliche Hof- und Domprediger Adolf Stöcker als Zeuge

Im siebenten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts herrschte auf dem Gebiete der inneren Politik bereits eine sehr lebhafte Bewegung. Anfang der 1870er Jahre wurde die deutsche Gesandtschaft vom Vatikan abgelehnt. Darauf begann im Reichstage der sogenannte Kulturkampf gegen die katholische Kirche. Es war der Beginn der Ausnahmegesetzgebung, die einen sehr heftigen Kampf der Zentrumspartei gegen die Regierung und die verschiedenen gegnerischen Parteien entfachte. Im Juli 1874 verübte der katholische Böttchergeselle Kullmann in Kissingen ein Attentat gegen den zur Kur weilenden Reichskanzler Fürsten v. Bismarck. Dies Vorkommnis, das begreiflicherweise eine ungeheure Aufregung hervorrief, hatte alsbald zur Folge, daß die katholischen Vereine fast sämtlich aufgelöst und gegen die Vorstandsmitglieder . . . weiter lesen

Der Brand der Neustettiner Synagoge

Im Herbst 1878 wurde bekanntlich, angeblich aus Anlaß der Attentate von Hödel und Nobiling, die sozialdemokratische Partei unter ein Ausnahmegesetz gestellt. Das am 21. Oktober 1878 vom Reichstage beschlossene »Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie« hatte gewissermaßen eine politische Kirchhofsruhe zur Folge. Über Berlin-Potsdam und zweimeiligen Umkreis wurde sofort nach Inkrafttreten des Gesetzes der »Kleine Belagerungszustand« verhängt. Auf Grund dieses Gesetzes wurden sogleich 45 bekannte Sozialdemokraten ausgewiesen. Es herrschte geradezu ein panischer Schrecken, denn die Polizei konnte jeden Menschen ohne Angabe von Gründen ausweisen. Selbstverständlich wagte es in Groß-Berlin und Potsdam niemand mehr, sich als Sozialdemokrat oder auch nur als . . . weiter lesen

Der Judenflinten-Prozeß

Im Mai 1892 er­schien im Ver­la­ge von Glöss in Dres­den un­ter dem Ti­tel »Neue Ent­hül­lun­gen, Ju­den­f­lin­ten« ei­ne Bro­schü­re, die den an­ti­se­mi­ti­schen Reichs­tags­ab­ge­ord­ne­ten Rek­tor a. D. Her­mann Ahl­wardt (Ber­lin) zum Ver­fas­ser hat­te. In die­ser Bro­schü­re wur­de u.a. be­haup­tet, daß von der Ber­li­ner Ge­wehr­fa­brik Lud­wig Lö­we & Co., Ak­ti­en-Ge­sell­schaft, schlech­te, un­taug­li­che Ge­weh­re für die deut­sche Ar­mee ge­lie­fert wer­den. »Die­se Ge­weh­re,« so hieß es in der Bro­schü­re, sind nicht bloß ge­eig­net, die deut­sche Ar­mee kriegs­un­tüch­tig zu ma­chen, da die Ge­weh­re beim Schie­ßen ver­sa­gen, sie ge­fähr­den au­ßer­dem durch häu­fi­ges . . . weiter lesen

Das Dynamit-Attentat bei der Enthüllungsfeier des Niederwald-Denkmals

Am westlichen Ende des Taunus im Regierungsbezirk Wiesbaden zwischen der Wisper und dem Rhein erhebt sich ein mit prächtigen Buchen und Eichen gekrönter Bergrücken, genannt der Niederwald. An seinem Abhang liegen längs des Rheins die Weinberge von Rüdesheim und Aßmannshausen. Aus Anlaß des Deutsch-Französischen Krieges (1870 bis 71) wurde hier vom Dresdener Bildhauer Schilling ein ungemein imposantes Nationaldenkmal von gewaltigem Umfange errichtet. Auf einem durch Reliefs und allegorische Figuren geschmückten, 25 Meter hohen Sockel erhebt sich die hohe Gestalt der Germania. Von Rüdesheim und Aßmannshausen führt zu dem Denkmal eine Zahnradbahn. Am 28. September 1883 wurde das Denkmal in Gegenwart des Kaisers Wilhelm I., des Kronprinzen, späteren Kaisers Friedrich, des Prinzen Wilhelm, . . . weiter lesen